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Walther PPK)
Walther PP und PPK |
  |
Allgemeine Information |
Entwickler: /
Hersteller: |
Walther |
Herstellerland: |
Deutschland |
Produktionszeit: |
1929 bis 1999 (PP), 1931 bis heute (PPK) |
Modellversionen: |
PP / PPK |
Waffenkategorie: |
Pistolen |
Maße |
Gesamtlänge: |
PP: 173 mm, PPK: 155 mm |
Gesamthöhe: |
PP: 110 mm, PPK: 100 mm |
Gesamtbreite: |
30 mm |
Visierlänge: |
PP: 125 mm, PPK: 112 mm |
Lauflänge: |
PP: 99 mm, PPK: 83 mm |
Technische Daten |
Kaliber: |
.22 kurz, .22 lfB, 6,35 mm Browning,
7,65 mm Browning, 9 mm kurz |
Munitionszufuhr: |
Stangenmagazin |
Anzahl Züge: |
6 |
Drall: |
rechts |
Visier: |
Kimme und Korn |
Verschluss: |
Masseverschluss |
Ladeprinzip: |
Rückstosslader |
Liste der Handfeuerwaffen |
PP und PPK sind Modellbezeichnungen von Selbstladepistolen des deutschen Waffenherstellers Walther. Die Bezeichnung PP steht für „Polizeipistole“, die Bezeichnung PPK steht für „Polizeipistole Kriminal“. Die häufig genannte Interpretation „Polizeipistole kurz“ ist eigentlich falsch, jedoch so weit verbreitet, daß selbst der Hersteller sie teilweise verwendet.
Die Walther PP und ihr etwas kürzeres Schwestermodell PPK revolutionierten ab 1929 den Kurzwaffenbau, denn sie waren einfach aufgebaut, handlich, elegant und sehr hochwertig verarbeitet. In zahlreichen Ländern (neben Deutschland) waren Walther-Pistolen der Typen PP und PPK als Polizei- und Offizierspistolen eingeführt.
Wegen der terminalballistisch unbefriedigenden Leistung der verfügbaren Kaliber wurden die „Waltherchen“ nach 1972 aus dem deutschen Polizeidienst ausgesondert. Viele Exemplare wurden günstig an Erwerbsberechtigte verkauft. Ihre Kompaktheit und Zuverlässigkeit machten die Pistolen zu einem beliebten Begleiter von Jägern für Fallenjagd, Fangschuss und Selbstverteidigung. Sehr bekannt ist die PPK auch durch zahlreiche James-Bond-Filme.
Bei der PP und PPK sowie ihren Ableitungen handelt es sich um einfach aufgebaute, unverriegelte Rückstoßlader mit feststehendem Lauf und Masseverschluss. Je nach Modell verschießen sie relativ schwache bis mittelstarke Patronen in den Kalibern:
Weil auf stärkere Kaliber verzichtet wurde, reicht die träge Masse des Verschlussstücks als Verschluss aus. Die Schließfeder ist einfach auf den Lauf aufgesetzt, der gleichzeitig die Aufgabe einer Führungsstange erfüllt. Dies bringt zwar technisch keinen Vorteil gegenüber anderen Lösungen, aber die Höhe des Verschlussgehäuses kann dadurch um ein paar Millimeter verringert werden.
Eine der wesentlichen Neuerungen der PP und PPK war die Vielfalt ihrer Sicherungssysteme, die richtungsweisend für zukünftige Pistolenmodelle sein sollte:
- Der Sicherungshebel sichert in der unteren Position die Waffe, indem er ein Auftreffen des Schlagstückes auf den Schlagbolzen verhindert. Wird er nach oben geschwenkt, ist die Waffe entsichert, was durch den vorher verdeckten roten Punkt signalisiert wird.
- Durch das Abzugssystem nach dem Prinzip SA/DA (Single Action/Double Action) kann die Waffe durchgeladen, entsichert und entspannt, aber schussbereit und trotzdem gefahrlos geführt werden. Entsichert man die Waffe mittels des Sicherungshebels, entspannt dieser automatisch das Schlagstück - er dient also gleichzeitig als Entspannhebel des Spannabzugs. Zur Abgabe des ersten Schusses muss der Schütze ein höheres Abzugsgewicht überwinden. Nach dem ersten Schuss ist das Schlagstück dann bereits automatisch gespannt, das zu überwindende Abzugsgewicht liegt dann wesentlich niedriger. Dies kann die Trefferlage positiv beeinflussen.
- Die Fallsicherung: Erst bei Durchkrümmen des Abzuges wird - kurz vor dem Schuss - ein Riegel gelöst, der bis dahin Schlagbolzen und Patronenlager trennte. Auch bei starken Erschütterungen oder einem Fallenlassen der Waffe kann sich daher kein Schuss lösen.
- Der Ladestift an der Rückseite des Verschlusses. Tritt er hervor, befindet sich eine Patrone in der Kammer. Der Stift ist darüber hinaus auch bei Dunkelheit deutlich ertastbar.
Hinter dem Abzug liegt auf dem Griffstück der Druckknopf des Magazinhalters, der bei Betätigung das Magazin freigibt.
Das ursprüngliche Standardmodell war die PP.
Zwei Jahre später folgte ihr die PPK, die sich nur durch ihren verkürzten Lauf und ein kleineres Griffstück von der PP unterschied.
Beide Modelle besaßen am Anfang noch eine kleine Abdeckplatte über dem Schlagbolzen, die sich jedoch nach dem Krieg als unnötig erwies und gestrichen wurde. Von beiden Modellen gab es Ausführungen mit Griffstücken aus Dural-Aluminium, die ca. 40 Gramm Gewicht einsparen. Nach dem Krieg wurden verschiedene Sport-Ausführungen im Kaliber .22 lfB mit verlängerten Läufen (152 oder 204 mm Lauflänge) gefertigt. Die PPK/S ist eine Kombination aus dem verkürzten Lauf der PPK und dem größeren Griffstück der PP. Bei der PPK/E handelt es sich um eine in Lizenz gefertigte preisreduzierte Variante mit einigen kleinen Änderungen am Griffstück (Magazinverlängerung) und geänderten Fertigungstechniken.
Nicht in Serie gingen Prototypen mit doppelreihigen Magazinen für 10 und 13 Schuss, während die seit 1973 gebaute PP Super im Kaliber 9x18 Police (nicht zu verwechseln mit dem Kaliber 9,2 x 18 mm der Makarow) technisch Anleihen bei der P5 nahm und sich deutlich von PP und PPK abhob.
PP und PPK wurden nach dem 2. Weltkrieg von der französischen Firma Manurhin (Manufacture du Machines du Haut-Rhin) in Mulhouse in Lizenz gebaut, da in Deutschland eine Waffenherstellung von den Siegermächten verboten war. Nach Ende des Verbots und der Neugründung der "Carl Walther Waffenfabrik" in Ulm wurde die Produktion für einige Jahrzehnte wieder aufgenommen, zwischenzeitlich jedoch wieder eingestellt. Heute wird die PPK in den Vereinigten Staaten von der Firma Interarms in Lizenz gebaut, jedoch in Europa nach wie vor von Walther vertrieben.
Nachbauten ohne Lizenzrechte waren unter anderem:
- MKE Kirikale (Türkei)
- Walam 48, FEG P61-9 und P63 (Ungarn)
- M74 (Rumänien)
- M50 und M70 (CSSR)
- P64 (Polen)
- Pistole 1001 (DDR)
Daneben wurde das Prinzip der Waffe von mehreren Herstellern aufgegriffen, um in Anlehnung an PP oder PPK eigene Konstruktionen zu entwickeln. Beispiele hierfür sind die sowjetische Makarow, die SIG-Sauer P230 oder die Astra Constable.
Carl Walther GmbH
Makarow (Pistole)
Quellen und Literatur [Bearbeiten]
- Artikel Walther PP (letzte Version)
- Artikel Walther PPK (letzte Version)
- MARSCHALL, Dieter: „Walther Verteidigungspistolen, Modell 1 bis P99“. Journal-Verlag, 1999. ISBN 3-9366-3211-1
- RANKIN, James und REINHART, Christian: „Walther PP und PPK 1929 bis 1945“. Motorbuch Verlag, 1995. ISBN 3-7276-7051-7
- RANKIN, James und REINHART, Christian: „Walther-Pistolen 1908 bis 1983“. Motorbuch-Verlag, 1995. ISBN 3-7276-7054-1
- SCHILLER, David und SKROBANEK, Andreas: „Zella-Mehlis, Ulm und der Rest der Welt“. In: Visier 1/2006, ISSN 0933-4491