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MP40)
Die MP 40, eine Weiterentwicklung der MP 38 aus dem Jahr 1938, wurde seit Anfang 1940 hergestellt und war die Standardmaschinenpistole der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. Die MP 40 ging irrtümlich als „Schmeisser“ in die Geschichte ein, obwohl der deutsche Waffenbauer Hugo Schmeisser an ihrer Konstruktion nicht beteiligt war.
Entwickelt wurden die MP 38 und MP 40 von Heinrich Vollmer in der Erfurter Maschinenfabrik Geipel (ERMA). Beide Typen basierten konstruktiv auf der von Schmeisser entwickelten und gebauten MP 36. Hergestellt wurden sie von den ERMA-Werken, der Firma C.G. Haenel in Suhl (deren Prokurist Hugo Schmeisser war) und in den österreichischen Steyr-Werken, welche die Produktion als letzte im Oktober 1944 einstellten und auch die größte Stückzahl der MP 40 herstellten. Die Gesamtproduktion aller Hersteller wird auf 746.000 bis 1.100.000 Stück geschätzt.
Ende der 1930er-Jahre wurde die MP 38 gezielt für die Wehrmacht entwickelt, nachdem sich die Vorteile von Maschinenpistolen im spanischen Bürgerkrieg deutlich gezeigt hatten.
Die Konstruktion der MP 38 wurde von Anfang an für eine kostengünstige Massenfertigung ausgelegt. Konstrukteur Vollmer verzichtete auf einen sperrigen und schweren Holzkolben und versah stattdessen die MP 38 als erste Waffe mit einer einklappbaren Metall-Schulterstütze. Sie entsprach damit den Anforderungen der Wehrmacht für den geplanten Blitzkrieg.
Die Produktion im überwiegend spanabhebenden Verfahren erforderte jedoch einen hohen Materialeinsatz und Arbeitsaufwand. Dies führte zur Überarbeitung der eigentlich erfolgreichen Konstruktion. Durch den Einsatz von Blechprägetechnik und Punktschweißung beschleunigte und vereinfachte sich der Produktionsverlauf enorm. Die Kosten für die nun „MP 40“ genannte Waffe lagen trotz Vereinfachung jedoch geringfügig über denen für die MP 38. Auch die Materialersparnis war nur gering. Der Ausstoß konnte jedoch stark erhöht werden.
Die Gestaltung der MP 38/40 war verglichen mit bis dahin konstruierten Maschinenpistolen unkonventionell und innovativ. Die einklappbare Schulterstütze machte die Waffe sehr handlich. Statt Holz kam für den Schaft und die Griffschalen Bakelit zum Einsatz, das billig und schnell herzustellen war. Konstruktiv war der schwere Feder-Masse-Verschluss zur Verringerung der Feuerrate vorteilhaft für eine gute Handhabung. Da die Waffe nur über Dauerfeuer verfügte, war die geringe Kadenz eine wichtige Voraussetzung dafür, dass selbst ungeübte Schützen nach nur kurzer Praxis auch gezielte Einzelschüsse abgeben konnten. Eine weitere konstruktive Besonderheit der MP 38/40 war die „Nase“ unter dem Lauf. Ursprünglich war die Waffe für Panzerbesatzungen konzipiert worden. Die Nase konnte an Auflegekanten (beispielsweise Schießscharten) eingehakt werden, womit verhindert wurde, dass die noch feuernde Waffe durch den Rückstoß ins Fahrzeug zurückschlug.
Eine Schwachstelle der Waffe war das 32-schüssige Magazin. Darin wurden die Patronen zweireihig gelagert und oben einreihig dem Verschluss zugeführt. Im Übergang von zwei- zu einreihig verklemmten sich die Patronen bei Verschmutzung überdurchschnittlich häufig, so dass es zu Ladehemmungen kam. Im Laufe des Krieges kam es zu verschiedenen Versuchen, die Hemmungen abzustellen. So wurde in den zuerst glatten Magazinkörper ab 1941 Sicken eingeprägt, was einerseits die Steifigkeit des Magazines fördern und andererseits die Anlagefläche der Patronen im Innern verringern sollte. So sollten Verschmutzungen weniger Einfluss auf die Zuführung haben. Außerdem wurde eine spezielle Magazinreinigungsbürste eingeführt.
Eine Sicherheitslücke war zu Beginn der nicht arretierbare Verschluss, welcher durch einen Stoß auf die Waffe aus seiner vordersten Stellung zurückgeworfen werden und bei seinem durch die Schließfeder wieder veranlassten Vorlauf eine Patrone zuführen und zünden konnte. Dieses Manko wurde durch eine Arretiervorrichtung behoben, welche serienmäßig ab 1941 eingeführt wurde. Alte MP 38 und 40 wurden meist auf diese Vorrichtung umgerüstet.
Die während des Russlandfeldzuges gesammelten Erfahrungen mit der gegnerischen PPSch-41 und deren 71-schüssigen Trommelmagazin führten zur Entwicklung der MP 40/I, welche über eine doppelte Magazinaufnahme verfügte. Nach dem Verschießen des ersten Magazines konnte das zweite durch eine Schubbewegung vor den Verschluss geschoben werden. Damit waren insgesamt 64 Schuss verfügbar. Wegen der komplizierten Konstruktion kam es jedoch nicht zu einer Massenproduktion dieses Modells. Auch brachte es keine Kampfwertsteigerung, da erst ein Sicherheitshebel geöffnet, das Magazin verschoben und der Sicherheitshebel wieder geschlossen werden musste.
Hugo Schmeisser entwarf während des Krieges zusätzlich die MP 41, welche technisch identisch mit der MP 40 war. Anstatt der klappbaren Schulterstütze verfügte sie aber über einen Holzschaft. Außerdem entfiel die Nase unterhalb des Laufes. Sie war für Einzel- und Dauerfeuer eingerichtet. Die MP 41 wurde ausschließlich für den Export und Polizeieinheiten produziert.
Zu jeder Waffe gehörten sechs Magazine. Dafür wurden links sowie rechts zu tragende Magazintaschen gefertigt, welche jeweils drei Magazine fassten. Für den Magazinfüller (eine Ladehilfe) wurde an der linken Tasche zusätzlich eine kleine Seitentasche angebracht.
Die Waffe wurde mit einem ledernen Trageriemen ausgeliefert. Dieser unterschied sich vom Riemen des Karabiners 98 k. Statt des „Frosches“ war ein doppelköpfiger Metallknopf angebracht, welcher den Riemen an zwei Öffnungen verband und somit die Riemenöse umschloss.
Zum Schutz der Mündung gab es anfänglich einen metallenen Mündungsschoner, welcher über die Mündung und eine Rastnase (frühe Version MP38) am Kornschutz drapiert wurde. Er besaß eine Klappe, welche zum Reinigen und vor der Schussabgabe geöffnet werden musste. Diese Konstruktion setzte sich nicht durch; derartige Schoner sind daher heute entsprechend rar. Später entfiel deshalb die Haltenase am Kornschutz und es wurde ein einfacherer Gummischoner für die Mündung verwendet. Diesen konnte man im Notfall einfach durchschießen.
Zum vollständigen Laden der Magazine war außerdem noch ein Ladegerät im Zubehör enthalten, welches auf das Magazin aufgesetzt wurde und so ein schnelles und vollständiges Laden erlaubte. Ferner war als Zubehör ein Manöverpatronengerät verfügbar, dieses ermöglichte das Verschießen von Platzpatronen.
In seltenen Fällen wurden an die Waffenträger zur MP 38 oder 40 auch Schalldämpfer ausgegeben. Die Schalldämpfer sind eine Seltenheit.
Die MP 38 war ursprünglich für die Besatzungen gepanzerter Fahrzeuge entwickelt worden. Aufgrund ihrer Führigkeit kam sie aber alsbald bei allen Waffengattungen zum Einsatz; sogar U-Boot-Besatzungen führten MP 38/40 mit. Mit dieser für die damalige Zeit kompakten Waffe konnte eine kleine Einheit eine relativ große Feuerkraft entwickeln. Die effektive Schussentfernung betrug maximal 200 Meter.
Die MP 38/40 gilt als der Inbegriff deutscher Infanteriebewaffnung. Deshalb sind in manchen Hollywood-Filmen deutsche Soldaten entgegen historischer Tatsachen überproportional mit dieser Waffe ausgerüstet. MP 38/40 wurden üblicherweise an Zug- und Gruppenführer ausgegeben, während der überwiegende Teil der deutschen Soldaten mit Mauser K98 Karabinergewehren kämpfte. Zu Beginn des Überfalles auf Polen im Herbst 1939 hatte die Wehrmacht gerade einmal 8.773 MP 38 ausgegeben. Bis zur Einführung der MP 40 waren es circa 40.000 Stück des Modells 38. Bis zum Ende des Krieges wurden schätzungsweise mehr als eine Million MP 40 hergestellt.
Von alliierten Truppen ist bekannt, dass sie die MP 38/40 ihren Waffen gelegentlich vorzogen und als Beutewaffe führten, soweit dies von ihren Vorgesetzten toleriert wurde. Zurückzuführen ist dies auf die Handlichkeit der MP 38/40.
Die MP 38 oder MP 40 dienten ebenfalls als Konstruktions-Vorlage für diverse andere Maschinenpistolen bzw. Selbstlader. Darunter:
Ebenso wurden Details der MP 40 für andere Maschinenpistolen übernommen, die sich ansonsten technisch deutlich unterscheiden:
- Für die Konstruktion der amerikanischen M3 „Grease Gun“ (ab 1942) wurden erbeutete MP 40 und überlassene Sten-Gun-Maschinenpistolen auf weiterverwendbare Konstruktionsdetails untersucht. Festzuhalten ist hierbei, dass die Alliierten bisweilen ihre Maschinenpistolenbewaffnung unter dem Aspekt der Verwendung erbeuteter deutscher Munition auswählten (weshalb z.B. die französische Résistance vorzugsweise auf die britische Sten Gun zurückgriff), bzw. dass amerikanische Maschinenpistolen zur Lieferung an europäische Widerstandsgruppen speziell im Kaliber 9-mm-Para gefertigt wurden (z.B. UD-42).
- Die einklappbare Schulterstütze wurde Vorbild für viele nachfolgende Maschinenpistolen. Noch während des zweiten Weltkrieges wurde die sowjetische PPS43 (ab 1943) entwickelt, deren Klappschulterstütze der Schulterstütze der MP40 nachempfunden ist.