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Das G3 (Gewehr 3) ist ein Schnellfeuergewehr (umgangssprachlich auch Sturmgewehr genannt) des deutschen Waffenfabrikanten Heckler & Koch (HK). Es wurde 1959 als Standardgewehr in der Bundeswehr eingeführt und fand zudem Verwendung in vielen anderen Armeen. Es verwendet die Patrone 7,62 mm x 51 . Die bisher gebaute Gesamtstückzahl beträgt rund 10 Millionen Stück. Die Waffe wurde im Laufe der Jahre in viele Länder exportiert und in mindestens 15 Ländern in Lizenz gefertigt.
Das Konzept des G3 geht auf das Sturmgewehr 45 der deutschen Wehrmacht zurück. Beim Sturmgewehr 45 handelte es sich im Gegensatz zum Sturmgewehr 44 nicht um einen Gasdrucklader, sondern um einen Rückstoßlader mit halbstarrem Rollenverschluss, welcher vor Kriegsende aber nicht mehr in Serie produziert wurde. Bevor es in der Bundeswehr die Bezeichnung G3 erhielt, nannte man es das 'Cetme'-Gewehr, weil aufgrund alliierter Vorbehalte die Weiterentwicklung und Umgestaltung des Sturmgewehrs 45 bei der Firma Cetme in Spanien stattgefunden hatte. (G1 war die Bundeswehr-Bezeichnung für das FN FAL, während das amerikanische M14 als G2 bezeichnet worden war.)
Im englischen Sprachgebrauch wird das G3 wegen seiner Eigenschaften als Gefechtsgewehr (Battle Rifle) und nicht als Sturmgewehr (Assault Rifle) klassifiziert. Im deutschen Sprachgebrauch wird es aufgrund des konventionellen Gewehrkalibers bisweilen als Maschinenkarabiner bezeichnet.
Seit 1959 bei der Bundeswehr in vermutlich mehr als 1.000.000 Stück eingeführt, wurde es in den verschiedensten Versionen produziert und in mindestens 47 Länder exportiert. Außerdem wurde es in Brasilien, Burma, Frankreich (Fr 3), Griechenland, Großbritannien, Iran, Malaysia, Mexiko, Norwegen, Pakistan, den Philippinen, Portugal (M1961), Saudi-Arabien, Schweden, Thailand und der Türkei in Lizenz hergestellt. In den meisten dieser Länder war neben dem Militär auch die Polizei mit dieser Waffe ausgerüstet. Auch in der Bundesrepublik wurde diese militärische Waffe bei der Polizei eingeführt. Bisher wohl noch kaum bei Schusswechseln mit Straftätern eingesetzt, wird sie aufgrund der gegenüber der Pistolenmunition stärkeren Energieabgabe hin und wieder zum Beispiel zum Töten von entlaufenem Nutzvieh benutzt.
G3 mit aktivem Infrarotzielgerät Eltro B8-V
Bedingt durch das große Kaliber besitzt das G3 zwar eine immense Feuerkraft für eine StAN-Waffe, hat aber auch einen kräftigen Rückstoß. Daher sind Feuerstöße schwer beherrschbar. Außerdem verfügt es in den meisten Versionen nur über ein mechanisches Visier, während modernere Waffen in der Regel mit optischen Zielhilfen ausgerüstet sind. Dennoch blieb es bei der Bundeswehr sehr lange in Gebrauch, ehe allmählich das leichtere, für ungeübte Schützen einfacher zu bedienende G36 eingeführt wurde.
Mittlerweile hat die Bundeswehr den allergrößten Teil ihrer G3-Gewehre ausgemustert, diese Waffen finden sich meist nur noch in Einheiten, deren Auflösung oder Umstrukturierung schon beschlossen ist. Es wird in den Versionen A3, A3 ZF und A4 benutzt. Die Waffen wurden in den letzten Jahren in zwei Punkten überarbeitet: Ein Hülsenabweiser soll abgeschossene Hülsen vom Schützen weg nach vorne/unten lenken, und ein neues Griffstückgehäuse lässt den Sicherungshebel besser einrasten.
Als Zubehör benutzt die Bundeswehr Infrarotzielgeräte und Bildverstärkerzielfernrohre. Für die Schießausbildung gibt es einen Einstecklauf und Übungsverschluss im Kaliber 5,6 mm x 16. Für Übungen steht ein Manöverpatronengerät zur Verfügung. Weiterhin ist das Aufpflanzen eines Bajonetts möglich. Alle Waffen mit fester Schulterstütze können zum Abschuss von Gewehrgranaten benutzt werden.
G3 A3 einmal zusammengesetzt und einmal in seine Baugruppen zerlegt
Zur Reinigung kann die Waffe durch die Entnahme von vier Bolzen ohne weiteres Werkzeug in sechs Baugruppen zerlegt werden.
Die Waffe verwendet gerade Stangenmagazine aus Aluminium oder Stahl mit 20 Patronen Fassungsvermögen. Bei Einzelschussabgabe beträgt die praktische Feuergeschwindigkeit 40 Schuss/min, bei Feuerstoß 100 Schuss/min. Die theoretische Feuergeschwindigkeit beträgt 600 Schuss/min. Je nach Ausführung und verwendeter Munition beträgt die Mündungsgeschwindigkeit etwa 800 m/s und die Mündungsenergie 2900 bis 3400 Joule, mehr als das Doppelte von typischen Sturmgewehren wie dem AK-74.
Während das Scharfschützengewehr A3 ZF ein standardmäßiges G3 A3 ist, welches um ein Zielfernrohr mit 1,5- bis 6-facher Vergrößerung ergänzt wurde, handelt es sich bei der Version SG 1 um eine modifizierte Waffe. Es werden ausgesuchte Läufe verwendet, der Abzug verfügt über einen Triggerstop, und der Kolben besitzt eine begrenzt einstellbare Wangenauflage.
- HK G 3, mit Schulterstütze aus Holz
- HK G 3 A1, Version mit klappbarer Schulterstütze
- HK G 3 A2, Version mit klappbarer Schulterstütze und drehbarem Dioptervisier
- HK G 3 A3, Version mit fester Schulterstütze aus Kunststoff
- HK G 3 A3, ZF, Zielfernrohrgewehr aus Serienproduktion
- HK G 3 A4, einschiebbare Metallschulterstütze
- HK G 3 SG 1, Zielfernrohrgewehr mit ausgesuchter Schussleistung
- HK 41 halbautomatisches Reservistengewehr
- HK 91 Halbautomat für den Zivilmarkt
- "Version Bola": Mit einem für Seeversorgungsmanöver modifizierten G3 kann eine Leine von einem Schiff zum anderen geschossen werden. An dieser wird anschließend der Führungsdraht oder die Manila-Hochleine übergeholt.
G3- Gewehre wurden in Fabrikationsstätten in Lateinamerika, im Nahen Osten oder in Südostasien produziert. Bis heute zählt das G3 neben der Kalaschnikow AK47, der M16 und der belgischen FN FAL zu den weltweit am weitesten verbreiteten militärischen Schnellfeuergewehren.
Durch die millionenfache Produktion des Sturmgewehrs G3 der Firma "Heckler & Koch" spielt Deutschland nach China, Russland, USA, Großbritannien, Syrien, Nordkorea, Israel und Frankreich seit Jahren eine bedeutende Rolle auf dem Kleinwaffenmarkt. Das Gewehr gehört in vielen Staaten wie z. B. Türkei, Schweden, Norwegen, den Niederlanden, Dänemark oder Pakistan zur Standardausrüstung von Streitkräften.
Da die deutsche Bundeswehr auf das modernere HK G36 Sturmgewehr umgerüstet wurde, waren etwa 450.000 G3 obsolet geworden. Verschiedene Organisationen forderten das Bundesverteidigungsministerium im Zuge der Umrüstung zur Verschrottung auf. Dass diese erfolgte, ist ebenso wie die Verschrottung der im Zuge der Wiedervereinigung Deutschlands überflüssig gewordenen Handwaffen der NVA als Tatsache anzusehen.